Zeche Zollern: Zwischen Historismus und Jugendstil
In 100 Jahren von der Musterzeche Zeche Zollern zum Museum
Die im Oktober ´99 als Museum für Sozial- und Kulturgeschichte des Ruhrbergbaus eröffnete Zeche Zollern II/IV in Dortmund-Bövinghausen hat ihren Ursprung um die Jahrhundertwende. Ihr Ursprung spiegelz sich deutlich in dem architektonischen Übergang zwischen Historismus und Jugendstil wider.
1898 wurde sowohl mit den ersten Abteufarbeiten, die bis in 466m Tiefe hinunterreichen (1935), als auch mit der Errichtung der Tagebauten begonnen.
Die reguläre Kohleförderung wurde bereits 1902 auf Schacht II aufgenommen, wohingegen die Fertigstellung der überirdischen Gebäude erst 1910 erfolgte.
Zeche Zollern II/IV ( II steht für den Fördeschacht der Anlage, IV für den Wetterschacht, der die Frischluftzufuhr unter Tage regelte) stellte zu dieser Zeit die „Vorzeige- “ oder „Musterzeche“ der Gelsenkirchener Bergbau AG dar, zu dessen Verband sie zählte. Ihre „verspielte“ Architektur und ihre fortschrittliche Fördermaschinenanlage verhalfen ihr zu diesem Ruf. Zeche Zollern bekam eine der ersten elektrischen Fördermaschinen im Revier.
Zollern-Kokerei fällt weg
In den ersten Jahren ihres Betriebs war Zollern II/IV noch mit einer eigenen Kokerei ausgestattet, die sich direkt neben dem Zechenbahnhof befand, der sich mit Maschinen- und Schachthalle, Kesselhaus und Ammoniak-und Benzolfabrik um den Zechenplatz gruppierte. Doch langfristig stellte es sich als kostengünstiger heraus, die geförderte Kohle von Großkokereien verkoken zu lassen und deshalb wurde 1918 der Abriß der Kokerei durchgeführt. Auch die Ammoniak- und Benzolfabrik, die für die Weiterverarbeitung der bei der Verkokung entstehenden Abfallprodukte zuständig waren, wurden entweder in Lehrwerkstätten umgewandelt oder ebenfalls demontiert. Die Arbeit in diesen Anlagen war mit einem hohen gesundheitlichen Risiko verbunden und ließ darüberhinaus verseuchte Böden und Gewässer zurück, die erst in den 90´er Jahren kostspielig saniert werden konnten.
Zeche Zollern – Aufschwung, Altlast und Aus
Als 1926 Zollern II/IV in den Verband der Vereinigten Stahlwerke AG wechselte (zu dem auch Zeche Zollverein in Essen gehörte) und Zechenschließungen aufgrund von mangelnder Rentabilität um sich griffen, drohte auch ihr die Stillegung; es sollte dieser jedoch mit einem Modernisierungs- und Rationalisierungsplan entgegengewirkt werden. Es war nicht nur die Errichtung einer Großschachtanlage auf dem Gebiet der Nachbarzeche Germania II/III geplant, die die kleineren Schachtanlagen ablösen sollte, sondern auch eine Vorantreibung der Mechanisierung der Betriebe und eine bessere Ausbildung der Mitarbeiter.
Doch der Konjunkturaufschwung, der durch die beginnenden Kriegsvorbereitungen Anfang der 30´er Jahre ausgelöst wurde, schob die Stillegung von Zollern II/IV noch einmal auf. Es wurde nun vielmehr auf eine Modernisierung der Maschinenanlagen gesetzt, die auch nach dem 2.Weltkrieg noch fortgeführt wurde.
Diese Konjunkturschwankungen wurden auch in den Beschäftigtenzahlen deutlich, die sich nach einem Einbruch von 1644 (1905) auf 446 (1932) wieder auf 2535 Beschäftigte erholen.
Das endgültige Aus für Zollern II/IV kam jedoch 1966, nachdem nicht mehr gegen die 1955 in Betrieb genommene Großschachtanlage Germania II/III in Dortmund-Marten „angefördert“ werden konnte und auch die beginnende Kohlekrise ihren Schatten vorauswarf.
Bereits abgebrochene Zollern-Fördergerüste kommen wieder
Der Landeskonservator stellte die Maschinenhalle sofort unter Denkmalschutz. 1979 wurde die Zeche in das Westfälische Industriemuseum des Landschaftsverband Westfalen-Lippe augenommen und große Teile der Anlage wurden restauriert. So wurden zwischen 1986 und 88 z.B. die beiden Fördergerüste und die Schachthalle, die 1940 (Schacht IV) bzw. 1969 (Schacht II) abgebrochen worden waren, komplett durch zwei Gerüste ähnlichen Typs ersetzt, die von den Zechen Friedrich der Große/Herne und Wilhelmine Viktoria/Gelsenkirchen samt Schachthalle überführt wurden.
Heute stellt Zeche Zollern II/IV neben einem Museum auch ein kulturelles Zentrum dar, das sich mit Ausstellungen und Veranstaltungen aller Art in ständiger Interaktion mit der Öffentlichkeit befindet und auch überregional als Kulturforum an Bedeutung gewinnt.
Die ca. 350m entfernt liegende Halde Zollern kann mittlerweile als kleines „Naherholungsgebiet“ angesehen werden, in dem sich teilweise seltene Tier- und Pflanzenarten angsiedelt haben.