Letztes Relikt Ihrer Epoche: Kokerei Hansa
Die Kokerei Hansa wurde in den Jahren 1927 und 1928 als Ersatz für mehrere kleinere Kokereien im Raum Dortmund erbaut. Sie ersetzte damit auch eine kleinere Kokerei die bereits 1895 auf dem Gelände der Zeche Hansa als eine der ersten im Ruhrgebiet ihren Betrieb aufgenommen hatte. Der Rationalisierungsdruck der 20er Jahre gab eindeutig den Weg zu größeren, modernen Zentralkokereien vor und so gab die Vereinigte Stahlwerke AG den Auftrag zum Bau von Hansa. Wie später z. B. auch bei der Kokerei Zollverein in Essen üblich, wurde die Kokerei von den Architekten Stegemann und Stein in eine sog. weiße und eine schwarze Seite aufgeteilt.
Wie alle neuen Großkokereien der 20er und 30er Jahre waren vorallem die Dimensionen der Anlagen die herausragende Neuerung. Die Großöfen von Hansa sind mit 4 Metern Höhe fast doppelt so hoch wie bei früheren Zechenkokereien üblich. Zur Zeit der Inbetriebnahme war Hansa eine von 17 Zentralkokereien im Ruhrgebiet. Einer der Hauptabnehmer der Kokerei Hansa, waren die Hüttenwerke der Dortmunder Union. Sie erhielten von der Kokerei Koks und Kokereigas. Im Gegenzug belieferten die Hütten Hansa mit dem Gas aus den Hochöfen. Hiermit konnten die Koksöfen betrieben werden. Die heute noch sichtbaren dicken Rohre um Hansa herum zeugen von dieser Verbundwirtschaft. Nebenprodukte, wie Benzol und Ammoniak, wurden an die chemische Industrie geliefert.
Neustart für Kokerei Hansa nach dem Zweiten Weltkrieg
Während des zweiten Weltkrieges wurde Hansa schwer beschädigt. Bereits 1946 konnte der Betrieb jedoch wieder aufgenommen werden. 1957 wurden 5.200 Tonnen Koks produziert, was einen absoluten Höchststand darstellte. 1980 zeichnet sich langsam das Ende der Kokerei ab, denn die Zeche Hansa wurde nach weit über 100 Jahren Förderung stillgelegt. Die Kokerei Hansa wurde fortan mit der Kohle anderer Zechen beliefert. In den Jahren zwischen 1986 und 1992 ereilte jedoch auch die Kokerei nach und nach das Aus. Der unmittelbare Markt von Hansa brach weg, da durch die Stahlkrise immer mehr Hütten in der Umgebung schlossen und die chemische Industrie mittlerweile größtenteils auf Erdölbasis arbeitete. Ein großer Teil der Kokerei-Arbeiter konnte in die im gleichen Jahr für 1,2 Mrd. DM fertiggestellte Kokerei Kaisertsuhl auf dem Gelände der Westfalenhütte übernommen werden. Doch ihre Rettung soll nicht von langer Dauer sein: Auch Kaiserstuhl wird nach nur wenigen Jahren Betrieb stillgelegt.
Hansa ist die letzte erhaltene Großkokerei aus ihrer Epoche und deshalb als Industriedenkmal besonders wertvoll. Die Stiftung Industriedenkmalpflege hat sie sich als Hauptsitz für ihre Aktivitäten ausgewählt. Das sich in den letzten Jahren die Natur das Gelände langsam das Terrain zurückerobert und sich dadurch auch fast ausgestorbene Arten neu ansiedeln hat sie mit anderen Industriedenkmälern gemein. Weite Teile des bis in die späten 1990er noch erhaltenen Anlagen wurden später abgerissen. Sie gehörten nicht zum Denkmalbestand und konnten unter dem stärker werdenden Druck wirtschaftlicher Gesichtspunkte beim Denkmalerhalt nicht erhalten werden. Zum Opfer fielen diesen Maßnahmen u. a. der Gasometer und die Kokstrockenkühlung.