Bald 500 Jahre Gießereikunst in Ilsenburg: Fürst Stolberg Hütte
Es war Botho Fürst zu Stolberg auf dessen Initiative hin die Fürst-Stolberg-Hütte 1530 erbaut wurde. Der geschäftstüchtige Fürst verfügte über einige Erzgruben in der Umgebung und konnte auf diese Weise die Weiterverarbeitung und den Verkauf fertiger Produkte in eigener Regie durchführen. Neben Öfen und Gegenständen für den Haushaltsgebrauch wurde die Produktpalette auch auf Kanonen und andere Waffen ausgeweitet. Die maßgebliche Rolle spielten ab dem 18. Jahrhundert jedoch der Eisenkunstguss und die Maschinenproduktion.
Die Hütte war noch bis in die jüngste Vergangenheit in der Lage hochwertige Kunstguss-Produkte zu fertigen. Sie standen den aufwändig verzierten Werken früherer Jahrhunderte in nichts nach und wurden gerne von Restauratoren nachgefragt. Nicht überlebt hatte die Maschinensparte. Die 1833 gegründete Maschinenfabrik fertigte u. a. Dampfmaschinen, konnte gegen die wachsende Konkurrenz aber nicht bestehen. Es blieb eine Spezialmaschinen-Fertigung für die Zuckerindustrie und später folgten für eine relativ kurze Episode noch Diesellokomotiven und Dieselmotoren.
Fürst-Stolberg-Hütte wird weltberühmt
Während in den frühen Jahren Künstler wie Albrecht Dürer die Hütte für die Arbeit an Guss-Modellen besuchten, erlangte die Gießerei später Weltruhm. So stattete immer wieder hoher Besuch der Fürst-Stolberg-Hütte einen Besuch ab. Es kamen u. a. Peter der Große, Kaiser Friedrich der III., Kaiser Wilhelm der I. & II. und der ägyptische König Fuad. Nach Ende des ersten Weltkriegs wurde die Hütte Teil der Magdeburger Maschinenfabrik. Ab 1930 übernahm Krupp das Werk. Die Hütte produzierte während des zweiten Weltkriegs für andere Unternehmen wieder Kriegsgüter und wurde deshalb auch im Zuge der späteren sowjetischen Besatzung konfisziert. In den DDR-Jahren wurde die Hütte ein Zweigbetrieb von SKET, dem Schwermaschinenkombinat Ernst Thälmann. Kunstguss spielte in dieser Zeit keine große Rolle mehr.
Erst nach der Wiedervereinigung wurde die Fürst-Stolberg-Hütte wieder privatisiert und widmete sich erneut dem Kunstguss. Den kommerziellen Betrieb hat die Hütte zwischenzeitlich eingestellt. Heute ist das geräumige Fabrikgelände vielseitig nachgenutzt. Das ehemalige Verwaltungsgebäude beherbergt die Heimatsstube und einen Schauraum zum Kunstguss. Die ehemalige Gießereihalle wird vom Heimatverein als Großraummuseum genutzt und kann für Veranstaltungen gebucht werden. Handwerksbetriebe und andere kleinere Unternehmen haben ihren Sitz in umliegenden Gebäuden.
Graf Henrich zu Stolberg, ein Nachfahre Fürst Bothos zu Stolberg-Wernigerode, ließ später auch im Ruhrgebiet einen Standort für ein neues Hüttenwerk suchen. Die dort erst kurz nach seinem Tod gebaute Henrichshütte ist nach ihm benannt und in Teilen noch erhalten.