Karl Röchling und die Völklinger Hütte
Die 1881 durch den Kölner Unternehmer Karl Röchling gegründete Völklinger Hütte hat in vielerlei Hinsicht technische Besonderheiten zu bieten. So verwundert es nicht, dass sie 1994 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Dabei war die Geschichte der Hütte fast schon beendet, bevor sie richtig begonnen hatte. Denn bereits 1873 wurde auf dem Boden der heutigen Völklinger Hütte ein Betrieb zur Erzeugung von Puddel-Stahl gegründet. Er wurde allerdings sechs Jahre später bereits wieder geschlossen und erst nach weiteren zwei Jahren an Karl Röchling verkauft.
Der zweite Versuch in Völklingen (der drittgrößten Stadt des Saarlandes) einen Hüttenbetrieb zu betreiben, sollte bis 1986 erfolgreich sein. Am 4. Juli wurde die Roheisenerzeugung eingestellt. Einem Ort, der einmal 17.000 Menschen einen Arbeitsplatz bot, wird zunächst das Leben ausgehaucht. Die Stahlproduktion am Standort Völklingen geht weiter. Die Saarstahl AG bleibt einer der bedeutendsten Arbeitgeber an der Saar.
Nach der Gründung 1881, wuchsen die „Röchling’schen Eisen- und Stahlwerke“ bis 1890 zum größten Eisenträgerhersteller Deutschlands heran. In den Hochöfen setzte man die Minette, ein Erz aus Lothringen ein. 1897 errichtete man zur Versorgung der Hochöfen mit Koks eine erste eigene Kokerei. 1914 wurde die bis heute markante Lorenseilbahn zur Beschickung der Hochöfen errichtet. Der erhaltene Wasserhochbehälter wurde 1918 fertiggestellt.
Aus Röchlings Völklinger Hüttenwerk wird Saarstahl und Denkmal
Während im Zweiten Weltkrieg die Rüstungsproduktion dominiert, fällt das Werk nach dem Krieg unter französische Verwalltung. Erst mit der Rückkehr des Saarlandes nach Deutschland erhalten es die Erben Carl Röchlings zurück. Während der Stahlkrise der 1970r Jahre fusionierte die Völklinger Hütte mit den „Vereinigten Hüttenwerken Burbach-Eich-Düdelingen“ zu den „Stahlwerken Röchling-Burbach“. Unter Einbeziehung des Neunkirchener Eisenwerks wurde bis 1989 die Saarstahl AG geschaffen. Das Hochofenwerk wird in diesem Zuge stillgelegt.
Die Weichen für den Fortbestand des Hochofenwerks als Industriedenkmal waren glücklicherweise bereits gestellt. So besuchten schon im Jahr 2000 mehr als 100.000 Menschen das Weltkulturerbe und konnten seine technische Einzigartigkeit bewundern. Viele Produktionsmethoden, die auf der Völklinger Hütte durch die Familie Röchling entwickelt oder perfektioniert wurden, existieren in Form von Patenten noch bis heute über den Betrieb der Hütte hinaus. Zu den auffälligsten Besonderheiten der Hütte gehört die noch erhaltene, über 100 Jahre alte Lorenseilbahn, die die Roheisenerzeugung umgibt. Im Streckenverlauf überwindet sie auch einen speziell konstruierten Schrägaufzug, um die Hochöfen u. a. mit Erz, Sinter und Koks zu versorgen.