Forges de Clabecq: Die Letzten Ihrer Art
Die “Forges de Clabecq” (Schmieden von Clabecq) in der belgischen Wallonie wurden 1997 nach einem schon länger währenden Niedergang geschlossen. Das blieb natürlich nicht folgenlos: Die kleine Stadt Tubize erlebte Massendemonstrationen ungeahnten Ausmaßes, während sich die Wut über ausstehende Löhne und die Schließung des Betriebs auch in Sachbeschädigung bei den verantwortlichen Banken und u. a. der Besetzung der Polizeistation entlud.
Im Jahr 1998 übernahm der Schweizer Stahlhandelskonzern Duferco den stahlverarbeitenden Teil des Werkes. Der Betrieb wurde nach sechsmonatigem Stillstand unter eidgenössischer Regie wieder aufgenommen. Duferco entwickelte hier ein Modell, dass es auch in La Louviere und Charleroi noch zu seinem Vorteil wiederholen würde. Als weißer Ritter übernimmt es sehr günstig in Schwierigkeiten geratene, veraltete Werke und versucht mit großzügigen Übernahmeverträgen und staatlicher Hilfe aus den Resten ein profitables Geschäft zu machen.
Das Ende der “Heißen Phase” ließ sich so aber nur noch hinauszögern. Die sehr alten Hochöfen 1+2 waren mit ihrer Tagesleistung von unter 1.000 Tonnen bereits nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Der auch nur im direkten Vergleich noch junge Hochofen 6 aus den frühen 1970er Jahren gelangte mit seiner ebenfalls nicht üppigen Produktion von 3.500 Tonnen im Jahr 2001 an das Ende seiner “Ofenreise”. Zum Verhängnis wurde Clabecq, dass der zuvor unter den Alteigentümern auch kaum noch wettbewerbsfähige neue Duferco-Standort in Charleroi günstiger produzieren konnte.
Duferco legt Forges de Clabecq still
Duferco legte neben den Hochöfen auch das Stahlwerk in Clabecq still. Lediglich das Walzwerk arbeitete weiter und wurde nach 2001 u. a. aus dem von Usinor übernommenen Carsid-Hüttenwerk in Charleroi beliefert.
Die Hochöfen der Forges de Clabecq schliefen seitdem einen trügerischen Dornröschenschlaf. Die beiden älteren, rund 100 Jahre alten Hochöfen 1 und 2, gehörten zu den letzten ihrer Art in Europa. Die charakteristischen Hochofengerüste standen einst mit drei oder vier weiteren Hochöfen mit Kübelbegichtung entlang der noch erhaltenen Gießhalle in Reihe. Im Laufe der Jahrzehnte machten die anderen Öfen ihrem jüngeren Nachfolger und anderen Aggregaten Platz. Ähnlich sah die Anlage Hüttenwerk Usines Gustave Boël in La Louviere einige Jahre zuvor noch aus. Doch auch diese Öfen sind bereits Geschichte.
Die Tage der Hochofenanlage in Clabecq waren ebenfalls gezählt: Denkmalschutz bestand nicht und alle Beteiligten haben sich im Jahr 2006 darauf geeinigt das Gelände zu sanieren und für eine Nachnutzung durch Wohnen und Gewerbe nutzbar zu machen. Im Jahr 2013 steht von der Anlage hauptsächlich noch Hochofen 2. Er soll nun doch erhalten werden. Die ehemaligen Mitarbeiter der Forges de Clabecq in Tubize warten zum Teil seit bald zwei Jahrzehnten auf Abfindungszahlungen nach der Stilllegung ihres Werks und klagen vor Gericht.
Einen genaueren Abriss auch zur Geschichte von Duferco gibt es auf der Seite zu Carsid in Chaerleroi – in seiner letzten Lebensphase ebenfalls ein Duferco-Unternehmen.