Zeche Hugo in Gelsenkirchen
1873 beginnt die Bergwerks-Geschichte der Zeche Hugo, damals noch als Gewerkschaft Neu-Arenberg. Die Gewerkschaft Hugo wurde erst 1881 gegründet, benannt nach ihrem damaligen Zechenvorstand. 1875 wurde Schacht 1 nach erheblichen Schwierigkeiten mit Wassereinbrüchen und Schlagwetterexplosionen in Betrieb genommen. Diese kosteten Bergleute ihr Leben und machten Fremdkapital nötig, das die Gewerkschaft Hugo aus Frankreich erhalten sollte. Es folgten 1885 Schacht 2 und 1895 Schacht 3. Begleitet wurde die Erweiterung von weiteren Grubenunglücken. Das Fördergerüst über Schacht 2 wurde von der Essener Zeche Neu-Cöln umgesetzt.
Um die Förderung zu optimieren, wurden Doppelschachtanlagen entwickelt. Schacht 4 wurde 1902 neben Schacht 1 errichtet, gefolgt von Schacht 5 1909 neben Schacht 2. 1906 bekam Schachtanlage 2/5 eine Kokerei. 1914 musste die auf Schacht 1/4 existierende Kokerei außer Betrieb genommen werden.
Nach dem Ersten Weltkrieg führte die Harpener Bergbau AG als Eigentümerin Zusammenfassungsmaßnahmen durch, wobei 1928 die Schachtanlage 3 außer Betrieb genommen wurde. In den 1930er Jahren begann der Ausbau der Zeche Hugo unter dem neuen Regime. Die Schachtanlagen 2/5 wurden modernisiert und neue Schächte, wie Hugo 6 (auch „Ost“, 1936) und Hugo 7 (auch „Nord“, 1944), wurden niedergebracht.
Zeche Hugo in der Nachkriegszeit
Während des Zweiten Weltkriegs erlitt die Schachtanlage 2/5 schwere Schäden, was zur Verlagerung der kompletten Förderung auf die benachbarte Schachtanlage 1/4 führte. Nach Kriegsschadensbehebung wurde die Förderung auf Hugo 2/5 1947 wieder aufgenommen. Schacht 1/4 beendeten danach endgültig die Förderung. 1952 wurde die Zeche Hugo auf Geheiss der Besatzungsmächte der Essener Steinkohlenbergwerke AG zugeordnet.
Ab 1955 gehörte Zeche Hugo zum Mannesmann-Konzern. Auf dem alten Standort 1/4 entstand eine neue Kokerei. An Schacht 2/5 wurden zwischen 1954 und 1960 eine umfassende Modernisierung und Erweiterung durchgeführt. Ein neuer Förderschacht (Schacht 8) wurde 1960 hinzugefügt. Die neuen Gebäude, u. a. eine neue Aufbereitung, wurden von Fritz Schupp entworfen.
1968 ging Zeche Hugo in der Ruhrkohle AG auf. Während andere Zechen schlossen, nahm Hugo Bergleute auf und wurde weiter modernisiert. So wurde über Schacht 2 ein leistungsfähigeres Stahlkastengerüst errichtet. 1979 folgte die Errichtung von Schacht 9, der als Wetterschacht den Abbau der von Zeche Graf Bismarck übernommenen Abbaufelder ermöglichen sollte. Die für die Förderung schon länger überflüssige Schachtanlage 1/4 erhielt neue, kleinere Befahrungsanlagen. Die auf dem Gelände Anfang der 1950er errichtete Kokerei wude stillgelegt. Über Schacht 5 wird 1986 ein Förderturm mit mit einer leistungsfähigen Turmfördermaschine errichtet, um seine Leistungsfähigkeit als Materialschacht zu erhöhen. 1993 kam es noch zum Verbund Hugo / Consolidation. Doch schon 1998 gingen die Hugo-Felder ihrerseits an Bergwerk Ewald. Die Hugo-Standorte wurden im Jahr 2000 komplett aufgegeben.
Bergwerk Hugo als Besucherbergwerk?
Bergwerk Hugo war Anfang der 2000er Jahre als heißer Kandidat für ein Steinkohle-Besucherbergwerk im Ruhrgebiet gehandelt worden. Schacht 5 und 8 hätten hierfür bestehen bleiben sollen. Die Pläne zerschlugen sich, da der gehandelte kanadische Investor über Jahre nicht zum Erfolg führte. Der letzte Betriebsratsvorsitzende von Hugo, Klaus Herzmanatus, kämpfte um den Erhalt des Stahlkastengerüstes über Schacht 2 und seiner Maschinen- sowie Schachthalle. Er war letztlich erfolgreich und betreibt dort heute mit Hugo Schacht 2 e.V. ein Museum. Erhalten in unmittelbarer Nachbarschacht ist das Kauengebäude. Es blieb über viele Jahre ungenutzt und war stark von Vandalismus betroffen. Weite Teile des Areals werden heute als Biomassepark und sogenanntes Grünlabor genutzt. 2023 besteht durch die Nähe zur Westfälischen Hochschule der Plan, dort ein Technologiequartier anzusiedeln.
Die ehemalige Zeche Hugo wird Schauplatz eines Wirtschaftskrimis
Anfang bis Mitte der 2000er Jahre ist die geräumte Zeche Hugo Schauplatz eines Skandals, der vielleicht sinnbildlich für einige verzweifelte Versuche ist, einen zauberhaft anmutenden Strukturwandel an der Ruhr und damit am besten wahre Wunder zu vollbringen. Nicht selten endeten sie in enttäuschten Hoffnungen und hier sogar in einem handfesten Krimi. Wohl noch von der Euphorie der DotCom-Blase beflügelt, wollte man auf Zeche Hugo ein Inkubatorzentrum gründen, also ein Zentrum zur Förderung von Gründungen möglichst erfolgreicher und schnell wachsender Tech-Unternehmen.
2003 wurde das Inkubator-Zentrum-Emscher-Lippe feierlich vom damaligen NRW-Ministerpräsidenten Peer Steinbrück eingeweiht. Ganze sechs Professoren der FH Gelsenkirchen wurden hierfür zuzüglich Mitarbeitern eingesetzt und üppig mit Fördermillionen vom Land und der EU bedacht. Gedacht war dieses Geld für die Förderung des Strukturwandels. Was daraus wurde, bezeichnete die Staatsanwaltschaft Bochum später als Mafia-ähnlichen „gewerbs- und bandenmäßigen Subventionsbetrug“. Es ist ein Paradebeispiel für den sorglosen Umgang mit Steuergldern. Es ist geprägt von Filz, Selbstbedienung und von Kontrollinstanzen, die über Jahe nicht so genau hinschauten. Schließlich ging es in einer Stadt mit 20% Arbeitslosenquote um die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Vier der beteiligten Professoren erlebten diese übergangsweise im Gefängnis.