Bergwerk Prosper-Haniel – über 150 Jahre Steinkohlenbergbau in Bottrop
Das Bergwerk Prosper-Haniel (Firmierung bis 2018 unter der Ruhrkohle) in Bottrop schaute im Jahr 2006 auf sein 150jähriges Bestehen zurück. Schacht 1 auf dem Betriebsteil Prosper I wurde 1856 abgeteuft. Auf den Anlagen von Bergwerk Prosper wurde von Anbeginn zwischen Schächten und Betriebsteilen (mit einer römischen Ziffer durchnummeriert) unterschieden. Bis 2018 fördert die Zeche mit über 4.100 Mitarbeitern 3,5 Mio. Tonnen Steinkohle pro Jahr. Prosper-Haniel war damit seit der Schliessung der Zeche Auguste-Victoria Ende 2015 die letzte fördernde Zeche an der Ruhr. Neben ihr förderte nur noch das Anthrazit-Bergwerk in Ibbenbüren Steinkohle in Deutschland.
Das Abteufen von Schacht 1 des Bergwerk Prosper auf Betriebsteil Prosper I wurde ab 1856 begonnen und 1863 die erste Förderung mit 315 Arbeitskräften aufgenommen. Die Förderung begann 1863 mit 315 Arbeitskräften, während auch bereits eine Kokerei in Betrieb genommen wurde. In den 1870er Jahren entsteht der heute noch erhaltene Malakowturm als Schacht 2 auf dem Betriebsteil Prosper II. Schacht 3 auf Prosper II folgt 1893, Schacht 4 (ebenso Prosper II) (1893). Schacht 5 entsteht auf Prosper I. Es folgte die Errichtung des weiteren Betriebsteils Prosper III. Dort enstanden 1908 Schacht 6 und 1911 Schacht 7.
Die Schächte Franz Haniel 1 und 2 wurden aufgrund geologischer Herausforderungen im Gefrierverfahren geteuft. Nach erreichend er vorgesehenen Endteufen kam es zu einem Wassereinbruch. Der Schacht wurde so instabil, dass das Schachtgerüst in den Schacht stürzte. Erst 1941 konnte hier wie vorgesehen weitergearbeitet werden. Schacht 9, Betriebsteil Prosper IV ging 1962 als neuer Wetterschacht in Betrieb.
Nordwanderung von Zeche Prosper-Haniel unter der Ruhrkohle
1969 ging das Bergwerk unter dem Dach der Ruhrkohle auf. 1976 wurde Kirchhellen das Nordfeld von Zeche Prosper-Haniel zum Abbau in Angriff genommen. 1981 wurde hier der Schacht Prosper 10 auf Betriebsteil Prosper V fertiggestellt. Prosper I wurde mangels weiteren Bedarfs für die Anlage aufgegeben. Die Kokerei Prosper erfuhr 1982 ihre letzte große Modernisierung. Sie wurde in dieser Form 2011 an den Stahlproduzenten Arcelor veräußert und ist bis heute mit Importkohle in Betrieb und erhalten.
Die größte Teufe (der tiefste erschlossene Punkt unter der Oberfläche) liegt in der 2006 erschlossenen 7. Sohle bei 1.340 Metern. Hier lagern Kohlevorräte von bis zu 54 Mio. Tonnen, was einem gesicherten Abbau von gut 15 Jahren entsprach. Die politischen Rahmenbedingungen, die mangelnde Bereitschaft für weitere Subventionen und der sich ändernde Weltkohlepreis brachten das Ende der Steinkohlenförderung 2018 mit sich. Prosper-Haniel war das letzte fördernde Bergwerk im Ruhrgebiet. In den späten Betriebsjahren gehörte auch Schacht Hünxe des Bergwerk Lohberg als Wetterschacht zur Zeche Prosper-Haniel.
Aufgrund der zahlreichen vollzogenen Schließungen und Verlegungen der letzten Jahrzehnte stammen die Prosper-Kumpel zuletzt aus dem gesamten Ruhrgebiet. Einige kamen sogar aus dem Saarland, wo die Kohleförderung bereits Jahre zuvor eingestellt wurde. Rund 10% der Prosper-Belegschaft stellten Auszubildende, die auf dem Bergwerk meist eine technisch universell qualifizierende Ausbildung erhalten.
Bergwerk Prosper Haniel erhält wegweisenden Förderberg
1986 wurde Bergwerk Prosper Haniel mit dem bis heute wegweisenden “Förderberg” ausgestattet. Er bestand aus einer 3,6km langen Röhre, die die Kohle über eine 21prozentige Steigung am Standort Prosper II zutage förderte. Auf dem umgekehrten Weg wurden “Berge” (nach dem Aufbereitungsprozess übriges Gestein) zurück unter Tage und von dort aus zum Betriebsteil Haniel transportiert. Diese Technik ersparte den Bottroper Bürgern einigen sonst notwendigen LKW-Verkehr. Der Förderberg machte die Schächte Prosper 2, 6 und 8 überflüssig.
Aufwändige Technik, hohe Sicherheits- und Umweltstandards und geologisch äußerst anspruchsvolle Abbaubedingungen waren Gründe für die hohen Gewinnungskosten der deutschen Steinkohle. Sie sind gleichzeitig aber auch Basis des Vorbildcharakters gewesen, der es der deutschen Bergbautechnologie ermöglicht hat beeindruckende Weltmarktanteile zu erreichen.
Die Fördertechnologie des Bergwerk Prosper-Haniel hätte im Falle der Realisierung des einst in Planung befindlichen Kokskohlenbergwerks Donar (bei Hamm) Vorbildfunktion gehabt. Zahlreiche internationale Gäste hatten ihn besichtigt und auch das noch Anfang/Mitte der 2000er Jahre von der RAG geplante moderne Bergwerk Donar sollte einen Förderberg erhalten. Es kam anders. Alle Schächte sowie der Förderberg von Bergwerk Prosper-Haniel waren Ende 2021 bereits verfüllt. In seinen letzten Betriebsjahren förderte das Bergwerk Prosper-Haniel noch gut 2,5 Millionen Tonnen pro Jahr mit 2.500 Mitarbeitern. In seinen besten Zeiten förderte die Zeche fast 4 Millionen Tonnen und produzierte mit seiner Kokerei 1,5 Millionen Tonnen Steinkohle-Koks.