Bergwerk Rheinpreussen zwischen Moers und Duisburg
Zeche Rheinpreussen, Schacht IV ist seit September 2000 für die Öffentlichkeit zugänglich und wurde im Zuge der Westwanderung des Bergbaus zwischen 1900-03 auf Moerser Stadtgebiet abgeteuft. Die Schächte I und II, deren Abteufarbeiten durch den Einbruch von Schwemmsand mit einigen Schwierigkeiten einhergingen, waren Ende des 19. Jahrhunderts in Duisburg-Homberg auf Franz Haniels Initiative hin errichtet worden. Die Förderaufnahme ging jedoch erst nach seinem Tod 1875 vonstatten und dauerte bis 1890 an.
Zeche Rheinpreussen insgesamt sollte eigentlich als „reine“ Zeche fungieren, also keine Verbindung zur Hüttenindustrie aufweisen und sich vorallem auf den Verkauf und den Versand von Kohle konzentrieren. Aus diesem Grund wurde auch trotz Protesten des Duisburger Hafenmeisters 1906 ein zecheneigener Hafen in unmittelbarer Rheinnähe angelegt, der seinerzeit zu den modernsten Häfen des Reviers zählte.
Zeche Rheinpreussen bekommt Kokerei
Auf Schacht IV wurde mit Beginn der Förderung auch die Tagesanlagen und Nebengewinnungsanlagen errichtet. Es folgte auch eine Kokerei. Der straßenförmig angelegte Gebäudekomplex galt lange als vorbildliche Einrichtung, denn durch die sogenannte Mannschaftsbrücke konnten die oft nassgeschwitzten Kumpel direkt von der Hängebank zur Kaue gehen ohne offenes Gelände überqueren zu müssen. 1943 wird Schacht 8 / Gerdt geteuft. Er wird später ans Bergwerk Walsum übergehen (1990).
Die nach der Stilllegung fast 10jährige Restaurierung von Schacht IV in Moers-Hochstraß wurde mit sehr viel Liebe zum Detail vorgenommen ohne jedoch zu „steril“ zu wirken. Obwohl Schacht IV heute zwischen einem Baumarkt und einem Heimtierbedarf zunächst etwas deplaziert erscheint, verflüchtigt sich dieser Eindruck doch recht schnell beim Betreten der Zechenstrasse zwischen den Tagesanlagen und dem Doppelstrebenfördergerüst.
Zeche Rheinpreissen: Die meisten Schächte werden getilgt, Rheinpreussen-Siedlung nicht
Auf dem Areal von Schacht V und IX in Moers-Utford befand sich der 1958 errichtete Betonförderturm, der mittlerweile abgerissen wurde, sowie ein Schacht IV ähnliches Fördergrüst und einige Sozialgebäude.
Ein besonderes, wenn auch zugleich trauriges „Highlight“ der Geschichte der Zeche Rheinpreussen ist mit den Bewohnern der ehemaligen Zechensiedlung Rheinpreussen in Duisburg-Homberg verbunden. Nachdem in den 60er Jahren das große Zechensterben revierweit begann, fielen viele der zu den Bergwerken gehörenden Siedlungen in die Hände von Immobilienspekulanten, die diese entweder zügig dem Erdboden gleichmachten oder sie durch Luxussanierungen für die damaligen Bewohner zu schier unbezahlbaren Wohnraum machten. Doch die Spekulanten bzw. deren Gläubigern hatten die Rechnung ohne die Bewohner der Siedlung gemacht: 1975 gründeten diese eine Bürgerinitiative, die Demos gegen den Abriss der Siedlung organisierten, Mahnwachen hielten, Abrißbagger blockierten und sogar am Kulminationspunkt der Auseinandersetzungen um die Siedlung im Februar 1979 einen 18tägigen Hungerstreik von Betroffenen vor dem Duisburger Rathaus abhielt.
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen, denn seitdem die Bewohner eine Genossenschaft gegründet haben, um den Wohnraum bezahlbar zu halten und die Reste der Siedlung zu schützen, verwalten sie die 411 Wohnungen in Eigenregie und haben somit auch zur Erhaltung stadt – und regionstypischen Wohnungsbau beigetragen.